Auf großem Fuße
Auf großem Fuß zu leben,
kommt manchem in den Sinn,
man will dafür nicht streben,
man langt nur fleißig hin.

Man hat auch nichts zu bieten,
viel Arbeit wär' ein Graus,
man sieht's an andern Nieten,
man lebt in Saus & Braus.

Das Amt - das macht die Leute,
die Stellung drückt es aus,
das gilt für einst - und heute,
man kommt schnell hoch hinaus.

Bekommt man jenen Posten,
der angesehen ist,
dann kann der Fleiß ruhig rosten,
man ist der - der man ist.

Man füllt die großen Schuhe
vom Ex zwar längst nicht aus,
doch hat man seine Ruhe
und kriegt dafür Applaus.

Wer wagt sich - was zu sagen,
wer hinterfragt das Amt,
wer traut sich, laut zu fragen,
der wird sehr schnell verdammt.

So füllt er denn die Schuhe
mitnichten jemals aus,
doch amtliches Getue
bringt Kleines groß heraus.
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Gedicht der Woche - Kw 17 / 2006
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Fotos & Gedichte: © Klaus Ender