Eisblumen
Am Bergesgipfel steht ein Haus
mit dunklen Fensterscheiben,
nie schaut daraus ein Mensch hinaus,
es reizt auch nicht zu bleiben.

In einer eisig-schwarzen Winternacht
betrat ich eins der Zimmer,
ich musste bleiben eine Nacht,
denn weiter kam ich nimmer.

Der Atem fror in diesem Raum,
bis dass der Ofen brannte,
es war das Holz vom alten Zaun,
den mir das Schicksal sandte.

Im morgendlichen Sonnenstrahl
erwachten meine Glieder,
das Licht war kalt und etwas fahl,
erlosch - und kam dann wieder.

Ich drehte mich zum Fenster hin
mit seinen dunklen Scheiben,
doch sah ich dort ein Leuchten drin,
das strahlte zum Verbleiben.

Die Wärme hier - die Kälte dort,
sie fanden ein Zuhause,
zum Blumenfenster ward der Ort
für meine schönste Pause.

Das filigrane Eisgewand
erstrahlt in goldnen Tönen
in diesem dunklen Unterstand,
um mich wohl zu verwöhnen.

So sah ich nun aus andrer Sicht,
was gestern schroff und kalt,
einst dunkler Raum - nun voll von Licht
im Haus, das schwarz und alt.
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Gedicht der Woche - Kw 48 / 2006
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Fotos & Gedichte: © Klaus Ender