Die Weinbergschnecke
Sie trägt ihr Haus in einem fort
sehr gerne mit sich rum
und wird sie müd' an einem Ort,
dann macht sie sich nur krumm.

Sie zieht nicht mal die Beine ein,
weil sie die gar nicht hat,
sie träumt nur noch von wildem Wein,
verschlingt im Traum ein Blatt.

Der Weg war lang, zehn Meter fast,
sie ging schon morgens los,
doch nun hat sie der Schlaf erfasst,
die Mühe war zu groß.

Frisch ausgeruht - sie nun begann,
den Rest des Wegs zu gehen,
da fängt auch schon die Dämm'rung an,
das Licht ist am Vergehen.

Sie kriecht ins Haus, zieht alles ein,
sagt leis noch gute Nacht,
verschlingt im Traum den Rest vom Wein
und hat ihr Werk vollbracht.

Ein bisschen darf man neidisch sein
auf diese Lebensart,
drum stoßen an wir jetzt mit Wein,
der unsres Trinkens harrt.
aus unserem Bild-Gedichtband "Ein Samenkorn mit Zuversicht"
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Gedicht der Woche - Kw 37 / 2014
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Fotos & Gedichte: © Klaus Ender