Der alte Steg
Er war erbaut an einem See
und hatte feste Planken,
er war die Sicherheit in Spe,
nichts brachte ihn zum Wanken.

Doch mit der Zeit, da ward er mürbe,
ihm drohte - Neubau aus Beton,
ihm war zumut, als wenn er stürbe,
riss sich zusammen - die Saison.

Es kam wie's kommen musste,
im Sturm zerbarst der Steg
und jedes Brett es wusste,
wir geh'n - den letzten Weg.

Heut ist der Steg geglättet,
der Weg ist aus Beton,
ach - hätt' ich doch gewettet,
man läuft vor Schreck davon.

Geglättet und gestriegelt,
in ödem, kalten Grau,
den Boden fest versiegelt,
ist es ein hässlich Bau.

So gehen die Romanzen
im Lande all dahin,
man würde gerne tanzen,
doch fehlt uns jetzt der Sinn.
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Gedicht der Woche - Kw 45 / 2005
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Fotos & Gedichte: © Klaus Ender